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Aktueller Artikel


Der Tod muss sterben

Elisabeth Bond

 

«Wir müssen das Bild des Todes revidieren, damit wir als Seelenkörper im Menschsein leben können.» Das erklärt die spirituelle Weisheitslehrerin Elisabeth Bond anlässlich der «Seelenschule» 2002. Sie erklärt, was beim Vorgang des Sterbens wirklich geschieht und wie wir uns über Bewusstseinsschulung bereits im Leben darauf vorbereiten können. Dann verschwindet die Angst vor dem Tod und macht einer neuen Gewissheit Platz der Gewissheit, dass wir als Seele ewig leben.


 

Bild: Lotte Kofler

Ob ich auf Erden einen Seelenkörper bewohne oder nicht, hat sehr viel mit der Sicht über den Tod zu tun. Wie verstehe ich das Konzept des Todes? Was ist das überhaupt und wie gehe ich damit um? Die Seele, die sich inkarniert, «betritt» die Inkarnation bei der Zeugung über einen Energiewirbel. Das ist ein Tor. Bei der Empfängnis unseres zweiten Kindes habe ich diesen Vorgang voll wach beobachten können, dieses Tor, diese Anziehung und wie die Seele als «Dritte» aktiv dabei war. Ich war sehr beeindruckt. Dieses Eingangstor zur Erde, zum physischen Körper, ist natürlich gleichzeitig auch das Ausgangstor, durch das wir als Seele den Körper verlassen. Das ist der Punkt, den wir bewusst wahrnehmen, ist der Punkt, der uns aufzeigt, dass der Tod nicht existiert. Denn wir leben ja weiter! Ihr werdet jetzt aber sagen, ich habe schon meine Mutter, meinen Vater, Freunde, vielleicht sogar Kinder tot gesehen. Also gibt es den Tod! Nein, den gibt es nicht, denn wenn wir den Tod sehen, dann ist es immer der leblose Körper eines andern. Wie es dann für Euch ist, wenn Ihr den Körper verlasst, wird ein ganz anderes Erlebnis sein.

 

Die Materie, der Körper, wird wieder zurückgegeben an die Erde. Die Materie stirbt auch nicht. Sie wird an die Elemente zurückgegeben. Sie geht nicht verloren. Wenn wir einen toten Körper eines andern Menschen sehen, dann sagen wir, das ist nun der Tod. Aber für die Seele, die diesen Körper verlassen hat, ist das nicht so: Sie lebt. Die sechs andern Körper (ätherisch, emotional, mental, spirituell, Licht, göttlich) empfinden bei diesem Vorgang nicht, dass sie sterben, sondern nur, dass sie die Ebene wechseln. Erst nach dem physischen Tod gibt es für die niedrigen Körper noch den «zweiten Tod» in der Astralebene. Die Zurückgebliebenen sehen dabei zu und sagen, das ist jetzt Sterben! Das ist der tote Körper und das ist der Beweis. Aber die Seele, die gegangen ist, ist nicht gestorben. Und das erfahren und glauben wir dann erst wirklich, wenn wir diese Transformation selber erleben werden.

 

Also müssen wir anfangen, das Konzept über den Tod noch im menschlichen Leben zu revidieren. Wenn die Seele in die Inkarnation eintritt, bildet sie einen physischen Körper aus der Materie, den Elementen und aus Sternenstaub. Das Baby kommt auf die Welt, alle lachen und freuen sich, aber das Baby weint. Ohne menschliche Geburt gibt es keinen Körper. Und ohne Körper gibt es keinen Tod. Das ist beides ein Vorgang: Geburt und Tod. Wenn jemand stirbt, wenn jemand die Inkarnation verlässt, dann weinen alle, aber die Seele lacht, denn sie kommt in viel lichtere Räume. Wenn eine Seele durch dieses Tor in die Inkarnation eintritt, dann sind für eine Weile Mutter und Kind eins (Schwangerschaft). Dann kommt die Geburt – dieser Vorgang ist übrigens wissenschaftlich erforscht, nicht aber der des Sterbens. Da ist die Wissenschaft noch hilflos, weil es um die Seele geht.

 

Wenn dann das Baby auf die Welt kommt – vorher waren sie eins –, dann werden Mutter und Kind zwei. Dann sind wir zwei, sind nämlich Niederes Selbst und Höheres Selbst. Wir sind zwei. Und wenn wir die geistige Geburt erleben, dann sind wir wieder eins, sind ein Selbst, sind Seele. Das passiert ganz sicher bei diesem so genannten physischen Tod, dass diese zwei wieder eins werden. Das Niedere Selbst übergibt sich dem Höheren Selbst. Darum gibt es oft so schwierige Sterbevorgänge, weil das vor dem Tod noch zusammenkommen muss. Aber wenn wir diese Verschmelzung bewusst erstellen, im vollen Leben, diese Geburt, die geistige Geburt, die zweite Geburt, wenn wir schwingungsmässig eins werden, dann sind wir schon «gestorben». Wir leben zwar immer noch voll bewusst im physischen Körper, haben aber diesen Vorgang seelisch bereits vollzogen. Wir müssen das Bild des Todes revidieren, damit wir als Seelenkörper im Menschsein leben können. Voll-kommen, voll leben.

 

Sonst haben wir Angst. Wovor haben wir Angst? Vor dem Loslassen. Viele Menschen haben
Angst, ihre Güter loszulassen. Sehr viele spirituelle Menschen haben Angst, ihre Konzepte loszulassen. Und die Kirche, die katholische Kirche, hat für ein schwieriges Sterben wunderbare Dienste geleistet mit ihren Höllenideen. Die müssen ja Angst haben, die Leute, wenn sie merken: Irgendetwas verändert sich in mir und ich kann es nicht aufhalten. Wo komme ich nun hin, wohin gehe ich? Man kann diesen Sterbensprozess nicht einordnen (das ist ja eine Premiere), das Ego kann gar nichts mehr tun. Und dann kommt eben die Angst. Wenn wir wissen, dass die Seele eintritt durch dieses Energietor und wieder austritt – und dass die Seele vorher lebt und nachher lebt und auch dazwischen lebt, dann haben wir keine Angst mehr, zu leben und einfach die Ebene zu wechseln. Also vollbewusst leben mit dem Wissen, dass wenn wir im menschlichen Leben Schwingungsmeister werden, wir genau auf der Frequenz dieser Torhöhe leben, die uns in feinstoffliche Ebenen führt. Wir können immer rein und raus, rein und raus, können stofflich und feinstofflich leben. Sterben ist überhaupt nichts anderes, nur dass wir nicht mehr zurückkommen. Wir kommen ja nie so gern zurück, wenn wir in der Meditation durch dieses Tor hinausgehen. Es kommt niemand gern zurück. Das müssen wir eben lernen, gern zurückzukommen. Wenn wir das Leben hier nicht annehmen, verstehen wir die Inkarnation nicht. Warum? Weil die Seele dann hier nicht  leben kann, nicht voll leben und sich ausdrücken und vernetzen kann. Und das ist ja auch der Sinn der Inkarnation.

 

Wenn eine Seele sich bereit macht, definitiv diese physische Inkarnation zu verlassen, dann muss sie, technisch gesehen, den Ätherkörper durchstossen. Von innen heraus muss das Gewebe durchstossen werden. Und das kann sie an drei Punkten tun: Der eine Punkt ist das Sonnengeflecht. Wenn eine Seele das Gewebe beim Sonnengeflecht durchstösst, dann passiert das unbewusst. Dann hat der sterbende Mensch Angst und grosse Kämpfe und kann sich gar nicht vorstellen, wo er enden wird. Er hat Angst, ausgelöscht zu werden oder irgendwie verloren zu gehen. Der wahre Charakter zeigt sich voll im Kampf.

Wenn wir im menschlichen Leben anfangen, bewusster zu leben, die Liebe zu leben, dann wird das Gewebe auf der Herzenshöhe durchstossen. Dort ist keine Angst da, sondern Hingabe und Frieden. Wenn jemand in Frieden stirbt und einfach annimmt, was da mit ihm passiert und sich dem wirklich hingibt, dann durchstösst die Seele das Gewebe des Ätherkörpers beim Herzen. Ich habe einmal ein achtjähriges Kind begleitet. Das war sehr schwer krank. Es hatte einen Gehirntumor und lag im Spital, ganz allein, weil seine Familie weit weg wohnte. Ich bin jeden Abend um 7 Uhr hingegangen, um mit ihm – es war ein Junge – zu jassen. Das ist das, was er tun wollte. Und da haben wir eben gejasst, gejasst und gejasst. Und dazwischen haben wir gesprochen. Dann hat er mir eines Abends gesagt: «Weisst Du», hat er gesagt, «die Engel sind schon da, aber ich komme da» – und dabei zeigte er auf das Herz – «nicht raus. Ich komme einfach nicht raus. Wie mache ich das?» Er hat es gewusst, er hat es einfach gewusst, dass man beim Herzen hinaus-«geht» und dann beim lieben Gott weiterlebt. Auch wir wissen das. Wir wissen das sehr genau. Deshalb sollten wir im menschlichen Leben so leben, dass wir durch Meditation, durch Kontemplation, durch richtiges Leben unsere Schwingung so erhöhen, dass wir immer im Herzen leben und im Licht denken.

 

Die Silberfäden, mit denen die Seele sich im Körper verankert, sind im Herzen und im Kopf zu finden. Das Todeshormon wird im Herzen ausgeschüttet, das Lebenshormon im Kopf. Denn wirklich «sterben» kann ein Mensch erst, wenn sich der Silberfaden im Herzen löst. Wird der Ätherkörper im Kronenchakra, im Kopf – das Herzchakra ist integriert – durchstossen, dann verlässt die Seele einen «vollbewussten» Menschenkörper, der auf einer hohen Schwingung belebt worden ist. Die Seele betritt sofort das innere Feld der Ausrichtung und «reist» nach Hause, ohne noch lange beim toten Körper zu verweilen.

 

Durch Bewusstseinsschulung können wir uns im menschlichen Leben über die Idee des biologischen Todes hinaus entwickeln. In den Meditationen lernen wir, uns in die inneren Räume zurückzuziehen – genau wie beim Sterben. Am Abend vor dem Einschlafen sich in goldenes Licht zu hüllen und sich auf den Übergang in den Schlaf vorzubereiten ist genau gleich wie der Sterbevorgang. Dieses Rückzugsmuster ist in den Körperzellen kodiert und wird kollektiv verstanden. Wir verstehen also das Sterben bereits im vollen Leben und können lernen, uns in der Formenwelt zu lösen und darin nicht als egoistischer Individualist zu leben, sondern als seelisches Individuum (= das, was nicht getrennt werden kann). Und wenn wir erkennen, dass das Ganze wichtiger ist als der Teil, den wir als Mensch sind, dann können wir niemals sterben, sondern nur ewig leben. Und das ist seelenbewusst.

 

Elisabeth Bond

 

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P.S.: Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus einem längeren Artikel, der 2002 in der Zeitschrift LICHTWELLE erschienen ist.

Er ist auch zu finden im Buch «Spektrum des Lebens – Spirituelle Einblicke in die ewige Reise der Seele»