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Aktueller Artikel


Lebe das Leben, das du liebst - Liebe das Leben, das du lebst

Michael J. Tamura

 

Glücklich sein ist einfach, wenn im Leben alles so läuft, wie wir es uns wünschen. Das Leben zu lieben, wenn es nicht nach unseren Vorstellungen läuft, ist sehr viel schwieriger. Der spirituelle Lehrer Michael J. Tamura erklärt in inspirierenden Worten, wie wir als Seele in einem Körper menschliche, oft «schwierige» Erfahrungen machen – auf dem Weg zu unserem wahren Selbst. In einer meditativen Übung zeigt er eine Möglichkeit, um Energien, die nicht zu uns gehören, loszulassen.

 

Auszug aus einem Seminar vom 22. Mai 2020 in Zürich



Wer möchte das nicht, ein Leben zu leben, wie wir es uns vorstellen? Das würden wir doch alle gerne. Könnte jeder Mensch ein Leben leben, das er liebt, wäre die Welt glücklich. Wann bist du am glücklichsten, wann liebst du dein Leben?


Ich bin sicher, dass jeder sein Leben an manchen Tagen mehr liebt als an anderen. Schon während eines einzigen Tages gibt es Zeiten, in denen uns das Leben besser gefällt als zu anderen. Denkt mal an Zeiten im Leben, wo ihr am glücklichsten wart: Vielleicht weil ihr mit Menschen zusammen wart, die ihr gern hattet und mit denen ihr schöne Augenblicke erlebt habt oder vielleicht, weil ihr an einem Projekt gearbeitet habt, das euch sehr am Herzen lag. Ihr werdet feststellen, dass ihr deshalb glücklich wart, weil ihr in diesen Momenten das Leben liebtet.


In den Momenten, in denen man wahrhaft glücklich ist, liebt man das Leben ganz und gar. Die Frage mit dem Glücklichsein lässt sich einfach beantworten: Wenn du in einer liebevollen Haltung bist, bist du glücklich, bist du es nicht, bist du auch nicht glücklich. Wenn man voller Liebe, Glück und Freude ist, gibt es keine Probleme. Man denkt nicht an Dinge, die nicht da sein sollten, man ist zufrieden mit allem, weil man alles liebt. Das Problem sind die Momente, wo wir nicht in einer liebevollen Haltung sind. In diesen Momenten lieben wir unser Leben nicht.


Die meiste Zeit seid ihr weder ganz glücklich noch ganz unglücklich. Viele Menschen halten das für normal. Ich nicht! Was ist schön daran, wenn man die meiste Zeit weder richtig glücklich noch richtig unglücklich ist? Warum können wir nicht ständig glücklich sein?


Glaubt ihr, es würde euch langweilig, wenn ihr ständig glücklich wärt? Das kann nicht passieren. Das ist ja die Definition des Glücklichseins, der Freude, dass man überhaupt nicht gelangweilt ist. Ist man richtig glücklich und voller Freude, fühlt man sich inspiriert. Man kann sich nicht langweilen, man kann nicht gleichgültig oder wütend sein. Man ist direkt mit dem Geistigen in Kontakt. Inspiriert sein, heisst, mit der Seele zu atmen. Beim Atmen geht es nur um den Körper, du als Seele brauchst nicht zu atmen. Aber der Körper muss atmen, um die Seele hereinbringen zu können. Je weiter die Seele in den Körper hineinkommt, desto inspirierter seid ihr, und je inspirierter ihr seid, umso freudvoller werdet ihr. Das bedeutet, ihr werdet liebevoller. Es gibt also einen direkten Zusammenhang zwischen dem, wie liebevoll man ist und wie sehr man mit der Seele verbunden ist.


Erstaunlicherweise sind die Momente, in denen du das Leben nicht so liebst, die wichtigsten Momente für dein spirituelles Wachstum. Glücklich zu sein und sein Leben zu geniessen, wenn das Leben genau so ist, wie man es sich wünscht, dazu ist wohl jeder Mensch in der Lage. Doch sobald du etwas erlebst, das dir nicht gefällt, das dich aus der Fassung bringt, wirst du unzufrieden und denkst nicht daran, auch das zu lieben. Du vergisst dabei, dass du die Liebe selbst zurückgehalten hast, und glaubst, sie sei weggegangen. Wir haben jedoch selbst beschlossen, nicht mehr liebevoll zu sein. Sobald wir halb bewusst oder unbewusst beschliessen, dass wir unsere Liebe nun zurückhalten, spüren wir auch in unserem Körper keine Liebe mehr, sondern stattdessen fühlen wir Angst, sind traurig oder haben Kummer. Es fühlt sich so an, als sei uns etwas zugestossen. Es stösst uns aber nie etwas zu. Wir entscheiden uns dafür! Wir beschliessen, unsere Liebe zurückzuhalten.


Manche von uns haben das Gefühl, dass, sobald sie nur irgendwie glücklich sind, etwas passiert, das alles zerstört. Gerade als es euch supergut ging, bekommt ihr eins aufs Dach. Warum passiert das so häufig? Wenn man sehr glücklich ist, schwingt man sehr hoch und wenn man voller Freude ist, schwingt man noch höher. Freude ist ganz nahe bei der Seele, Begeisterung ganz nahe bei Gott. Was meint ihr, wie viele Menschen es gibt, die uns in einer solch hohen Schwingung aushalten können? Wenn man zu glücklich ist, wird unweigerlich jemand versuchen, das zu stören. Die Welt ist heute eben noch so, also nehmt das nicht persönlich. Man hat zu viel Spass, zu viel Freude, das ist sehr bedrohlich für diejenigen, die andere kontrollieren wollen.


Hast du schon mal versucht, ein kleines Kind zu kontrollieren, das vollkommen glücklich war? Das ist ziemlich unmöglich, und gerade das kann manchmal der Grund sein, warum Erwachsene Kinder misshandeln. Sie suchen dann eine Möglichkeit, dem Kind die Freude zu nehmen, um es wieder unter Kontrolle zu bekommen. Psychisch kann man ein kleines Kind noch nicht verletzen, weil es noch nicht versteht, was man da zu tun versucht. Darum wird man es mit körperlichem Schmerz versuchen. In dem Moment, wo dem Kind körperlicher Schmerz zugefügt wird, verlässt die Seele den Körper, denn Inspiration und das Seelische sind das, was wir als Glück und Freude erleben. Als Folge wird das Kind, das gerade noch gelacht hat, anfangen zu weinen. Und wenig später, wenn es vielleicht in den Arm genommen wird, kann es wieder lachen.


Wäre es nicht wunderbar, wenn wir auch wie ein kleines Kind sein könnten? Jemand hat dich beleidigt oder wütend gemacht und einen Moment später freust du dich wieder und bist glücklich. Was braucht es, dass wir dazu fähig sind? Das Wort dafür heisst: Vergebung. Den Groll nicht festhalten, die Tatsache nicht festhalten, dass dich jemand beleidigt hat. Nicht daran haften bleiben, dass dich jemand angegriffen oder dich sogar fast umgebracht hat. Jetzt bist du nicht mehr dort. Gestern war gestern, vor fünf Minuten war vor fünf Minuten. Jetzt bin ich hier, und gerade hier ist Gott, die Seele. Die Seele kennt weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft – vor fünf Minuten oder vor zehn Jahren oder in fünf Minuten oder in zehn Jahren, das ist unerheblich für die Seele. Sie ist ewig. Das bedeutet, es gibt keine Zeit. Der einzige Moment, in dem man die Seele erleben kann, ist hier und jetzt.


Je mehr du daran hängst, was früher geschehen ist, desto unglücklicher bist du, desto weniger liebevoll bist du, desto mehr Sorgen machst du dir, was morgen sein könnte. Da ist keine Seele anwesend, und je unglücklicher du bist, umso weniger ist sie da.


Wir alle kennen Momente, in denen wir nicht zufrieden sind, obwohl wir im Allgemeinen zufrieden mit unserem Leben sind. Wie schon gesagt, unglücklich wird man, weil man sich dafür entschieden hat. Es ist eine bewusste Wahl. Du hast beschlossen, deine Liebe zurückzuhalten. Zu lieben ist unser natürlicher Zustand. Es ist eine innere Einstellung, aber sie ist ganz natürlich. Wir sind so beschaffen. Sobald wir allerdings beginnen, anderen Dingen den Vorrang zu geben, wird diese natürliche Liebe verdrängt.


Vielleicht kennt ihr Menschen oder habt von ihnen gelesen, die, obwohl ihnen schlimme Dinge passiert sind, obwohl sie sehr verletzt wurden, trotzdem lieben können und vollkommen glücklich sind. Einem solchen Menschen kann niemand das Glück nehmen, niemand kann ihm die Liebesfähigkeit nehmen, er ist vollkommen frei, unbesiegbar. Das weiss er auch, und deshalb wird er auch nie aufhören zu lieben. Was auch passiert, dieser Mensch wird weiterhin in einer liebevollen Haltung bleiben, denn das ist sein natürlicher Zustand, und genau das hat dieser Mensch realisiert.


Das Endziel allen spirituellen Wachstums besteht darin, seine seelische Bestimmung zu erfüllen, das heisst, sich selber zu werden. Doch wir alle beschäftigen uns gern mit allen möglichen Dingen, um uns davon abzuhalten, der zu sein, der wir wirklich sind. Denkt alle daran, ihr seid aussergewöhnlich kraftvoll, ihr seid sehr stark! Viele fühlen das jedoch nicht so. Sie denken, das Leben sei ein Wettkampf, in dem es darum geht, wer am meisten Schmerz aushalten kann und dennoch am Leben bleibt. Hat man aber einmal sich selbst bewiesen, dass man fähig ist, zu überleben, braucht man das doch nicht ständig zu wiederholen.


Was passiert in dem Moment, in dem man das Leben nicht mehr so liebt, wo man die Liebe zurückhält? Man hat die eigenen Vorstellungen verändert. Solange man den Blick auf das Licht und das Geistige gerichtet hatte, war man glücklich, freudvoll, frei. Dann passiert plötzlich etwas, und man hat ein anderes Bild vor Augen. Man sieht nur noch dunkel und schwarz. Man denkt, dass der Grund für das Unglücklichsein irgendwo draussen liegt. Jemand anderes ist schuld oder das, was auf der Welt passiert. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass all diese äusseren Dinge sie unglücklich machen. Aber es liegt am Bild, dass der Mensch sich macht, weil er ein Urteil über etwas getroffen hat, das geschehen ist. Je länger der Mensch dieses Bild betrachtet, je mehr beginnt er in diesem Bild zu leben. So trennt er sich auch immer mehr vom Geistigen ab. Er ist immer weniger inspiriert und wird immer weniger sein lichtvolles Seelenselbst im Körper leben. Er lebt immer mehr in der Vergangenheit oder der Zukunft. Und je länger er das tut, umso unglücklicher wird er.


Das umzukehren ist einfach. Es reicht aber nicht, das nur einmal zu tun, man muss es regelmässig und beständig tun. Der erste Schritt dazu ist, dass wir jedes Mal, sobald wir erkennen, dass wir gerade be- oder verurteilt haben, dieses Bild aus unserem Denken entfernen. Am Anfang scheint das ein langwieriger Prozess zu sein, aber je öfter man es tut, umso schneller geht es. Und je mehr du dich selbst wirst, desto weniger lebst du in solchen Urteilen. Je mehr du dir den inneren Raum gibst, der zu sein, der du bist, umso entspannter wirst du. Empfindet man Stress oder Angst und kann sich nicht entspannen, bedeutet das, dass man versucht, etwas zu sein, was man nicht ist. In dem Moment, in dem man sich sagt: «Ich bin so, wie ich bin» – und das heisst nicht, dass man sich dadurch in eine Schublade steckt oder ein Urteil über sich fällt –, gewahrt man sich selber als die Seele, die man ist.


Die folgende Übung kann euch dabei helfen:


Setze dich bequem hin mit beiden Füssen flach auf der Erde. Schliesse die Augen und atme tief ein und aus.

Stell dir einen grossen Baumstumpf vor, auf dem du sitzt. Er reicht mit den Wurzeln tief nach unten bis zur Mitte der Erde. Sieh, wie er dort fest verankert ist. Wie sieht die Mitte der Erde für dich aus?

Der Baumstumpf reicht oben auch etwas in deinen Körper hinein – bis ans untere Ende der Wirbelsäule, zu deinem ersten Chakra, dem Wurzelchakra. Er verbindet sich nun mit deinem Wurzelchakra. Kannst du es nicht sofort sehen, dann stell es dir als eine Lichtscheibe von ungefähr 10 cm Durchmesser vor. Der Baumstumpf ist nun im oberen Teil mit deinem ersten Chakra verbunden und unten in der Mitte der Erde verankert wie eine Art Erdungsseil. Es besitzt die Fähigkeit, unerwünschte Energien aus dir abfliessen zu lassen. Du brauchst nie zu befürchten, dass es deine Energie verringern könnte. Es ist auch nur für Energien da, die nicht deine sind, für Energien, die du nicht verwenden kannst, die du nicht brauchst. Wir alle haben beispielsweise die Tendenz, Energien anderer Menschen mit uns herumzutragen – vor allem im aktuellen Zustand der Welt mit all den Energien, die da herumfliegen.


Nimm einen tiefen Atemzug und stell dir vor, wie alle überflüssigen Energien über dieses Erdungsseil nach unten abfliessen. Schau, ob sich etwas ändert.

Durch die Erdung kannst du mehr dich selbst sein. Es hilft dir dabei, nicht sofort aufzuspringen und etwas zu tun, wenn jemand etwas von dir möchte. Du bist mit der Zeit immer mehr in deiner eigenen Energie, da du das, was du von anderen Menschen mit dir herumgetragen hast, immer mehr loslassen kannst. Einige dieser Energien sind Gedanken anderer oder auch deren Gefühle. Trägst du zum Beispiel die Angst von jemand anderem mit dir herum, wirst du selber Angst bekommen. Ist es die Wut von jemand anderem, wirst du selber wütend. Aber indem du dich auf diese Weise erdest, wirst du die Gedanken und Gefühle anderer Menschen los, einschliesslich ihrer Probleme.


Bist du nun gut geerdet, dann lässt du in einem zweiten Schritt die Energie durch dich hindurchfliessen. Beginne mit der Erdenergie.

Stell dir vor, wie die Erdenergie durch deine Fusssohlen in deine Beine hinauffliesst. Sie fliesst mitten durch deine Beine, deine Knie, deine Oberschenkel bis zu deinem Wurzelchakra. Sie fliesst ganz leicht und anstrengungslos durch den Hauptkanal in der Mitte der Beine.

Als Nächstes stell dir vor, wie kosmische Energie durch dein Kronenchakra in deinen Kopf hineinfliesst, eine ganz feine, goldene Energie. Sie fliesst in vier Kanälen den Hinterkopf hinab und dann weiter nach unten, je zwei rechts und links von deiner Wirbelsäule, bis hinunter zum Steissbein. Nimm wahr, wie diese Energie stetig durch diese vier Kanäle in dein erstes Chakra fliesst.

Lass die Erdenergie weiter durch deine Füsse und Beine hinauf- und die kosmische Energie durch das Kronenchakra hinunterfliessen.

Die Erdenergie und die kosmische Energie treffen sich im Wurzelchakra, vermischen sich dort und fliessen dann zusammen durch zwei Kanäle, die ein bisschen vor der Wirbelsäule liegen, nach oben – bis in dein Kronenchakra und aus dem Kronenchakra hinaus wie ein wunderschöner goldener Energiebrunnen. Stell dir vor, wie dieser goldene Energiebrunnen unaufhörlich fliesst.


Gib dir einen tiefen Atemzug. Während die Energie nach oben fliesst, teilt sie sich in zwei Seitenströme und ein Teil der Energie fliesst durch deine Schultern und Arme und dann durch deine Hände hinaus. Die Energie, die nach oben fliesst, besteht aus etwa 85 % kosmischer und 15 % Erdenergie. Wie immer, wenn man feinstofflich arbeitet, geht es darum, gerade genügend Energie strömen zu lassen: gerade genug Erdenergie und gerade genug kosmische Energie, nicht zu viel und nicht zu wenig. Bei feinstofflicher Arbeit ist gerade genug das Richtige.


Während diese Energie in den zwei vorderen Kanälen entlang nach oben strömt, nährt sie dabei alle Hauptchakren: das erste knapp über der Spitze des Steissbeins, das zweite knapp unter dem Nabel, das dritte im Bereich des Sonnengeflechts, das vierte, das Herzchakra, in der Mitte des Brustbeins, das fünfte, das Kehlchakra, unten an der Kehle, das sechste Chakra, das mit dem dritten Auge verbunden ist, knapp unter der Stirn und das siebte, das Kronenchakra, am Scheitelpunkt des Kopfes. Stell dir vor, wie der goldene Energiespringbrunnen weiterhin unablässig aus deinem Kronenchakra strömt.


Gehe nun mit deinem Bewusstsein in die Mitte deines Kopfes. Dort bist du dir selbst als Seele näher. Mach das nicht nur in dieser Meditation, sondern auch während des Tages, wenn du das Gefühl hast, nicht mehr ganz da zu sein. Als Seele in der Mitte des Kopfes zu sein, hilft dir auch in allem, was du tust.


Imaginiere eine Rose, direkt vor deiner Stirn. Sieh, wie dieses Bild von einer Rose mit einem Lichtblitz zerplatzt. Nun stell dir eine weitere Rose vor deiner Stirne vor, und lass alle Energien, die nicht deine sind und die du in deinem Kopf oder in deinem Körper festgehalten hast, los. Lass sie aus dir heraus in diese Rose fliessen und lass die Rose dann platzen.


Nimm wieder einen tiefen Atemzug und stell dir nun eine grosse goldene Sonne über deinem Kopf vor, die reine Lebensenergie ausströmt. Lass diese lebenspendende Energie durch dein Kronenchakra in dich hineinfliessen. Spüre, wie sich dein ganzer Körperraum mit dieser goldenen Lebensenergie auffüllt. Nimm wahr, wie voller Freude, wie festlich diese goldene Energie ist. Sie ist lebendig und lässt jede deiner Körperzellen ganz und gar lebendig werden. Wenn alles in dir ganz angefüllt ist, bis in die Zehen und Fingerspitzen hinein, dann dehne dich zum Abschluss ganz sanft, beuge dich sanft nach vorne und lass alle überschüssige Energie aus Kopf, Nacken und Schultern abfliessen. Und nun kannst du wieder die Augen öffnen, dich umsehen und langsam zurückkommen.


Michael J. Tamura